PATANJALI: DER ACHTGLIEDRIGE PFAD DES YOGA
- Claudia
- 11. Juni 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Mai 2024
In seiner tiefsten Essenz ist Yoga ein ganzheitlicher Weg, der Körper, Geist und Seele vereint. Ein zentraler Bestandteil der Yoga Philosophie sind die sogenannten "Acht Glieder des Yoga" oder "Ashtanga Yoga“. Jedes Glied ist ein wichtiger Schritt auf dieser Reise und trägt dazu bei, ein harmonisches und erfülltes Leben zu führen.
Der indische Gelehrte Patanjali gilt als Verfasser des Yogasutras, bis heute einer der wichtigsten Texte für die Lehre und Praxis des Yoga. So wenig auch von ihm selbst bekannt ist, so wirkt sein Werk bis heute nach. Sein Name bedeutet übersetzt “meisterhafte (pat) Verneigung (anajali)”. Sutras sind Lehrsätze. Liest man in den Yogasutras, begegnet man bedeutungsschweren Sätzen auf Sanskrit. Das Buch behandelt die Philosophie des Yoga und das Ziel der Praxis: die Verschmelzung mit dem Göttlichen. Wichtig ist vor allem Patanjalis zweites Kapitel. Es beschreibt den Weg zu genau diesem Ziel über den 8-gliedrigen Pfad des Yoga: Die acht wichtigsten Aspekte des Yoga:
Yama - Ethik und Verhalten
Yama beschreibt die moralischen Grundsätze und ethischen Regeln, die wir in unserem täglichen Leben befolgen sollten. Es umfasst fünf Prinzipien: Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Satya (Wahrhaftigkeit), Asteya (Nicht-Stehlen), Brahmacharya (sexuelle Enthaltsamkeit oder Kontrolle) und Aparigraha (Nicht-Besitzgier). Durch das Befolgen dieser Prinzipien entwickeln wir Mitgefühl, Ehrlichkeit, Verzicht und eine positive Einstellung gegenüber anderen.
Niyama - Selbstbeobachtung und Disziplin
Niyama konzentriert sich auf die persönliche Disziplin und Selbstkontrolle. Es beinhaltet fünf Aspekte: Saucha (Reinheit und Sauberkeit), Santosha (Zufriedenheit), Tapas (Selbstdisziplin), Svadhyaya (Selbstreflexion) und Ishvara Pranidhana (Hingabe an das Göttliche). Indem wir diese Prinzipien befolgen, entwickeln wir innere Stärke, Geduld, Dankbarkeit und spirituelle Verbundenheit.
Asana - Körperhaltungen
Asanas sind die körperlichen Übungen des Yoga. Sie dienen dazu, den Körper zu stärken, Flexibilität aufzubauen und die Gesundheit zu verbessern. Durch die regelmäßige Praxis von Asanas werden Körper und Geist ausgerichtet und in Harmonie gebracht.
Pranayama - Atemkontrolle
Pranayama bezieht sich auf die bewusste Kontrolle des Atems. Durch verschiedene Atemtechniken und Atemübungen können wir unsere Lebensenergie steigern, den Geist beruhigen und die Vitalität erhöhen. Pranayama fördert auch die Konzentration und unterstützt uns bei der inneren Selbsterforschung.
Pratyahara - Rückzug der Sinne
Pratyahara bezeichnet den Rückzug der Sinne von den äußeren Reizen und Eindrücken. Indem wir unsere Aufmerksamkeit von der äußeren Welt nach innen lenken, können wir unsere Sinne kontrollieren und unsere Konzentration vertiefen. Pratyahara bereitet uns auf die meditative Praxis vor.
Dharana - Konzentration
Dharana bedeutet, den Geist auf einen einzigen Punkt oder ein Objekt zu konzentrieren. Durch die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit entwickeln wir geistige Stabilität und Klarheit. In diesem Stadium versuchen wir, ablenkende Gedanken und innere Unruhe zu überwinden.
Dhyana - Meditation
Dhyana ist die fortgeschrittenere Stufe der Meditation, die aus der Konzentration hervorgeht. In diesem Zustand erreichen wir einen Zustand der tiefen Ruhe und inneren Stille. Unser Geist ist ruhig und klar, während wir in einem Zustand des gewahrseinsvollen Gewahrseins verweilen. Während der Dhyana-Praxis verschmilzt der Meditierende mit dem Objekt seiner Meditation und erfährt Einheit und Verbundenheit.
Samadhi - Einheit und Selbstverwirklichung
Samadhi ist der höchste Zustand des Yoga, in dem das Selbst mit dem Universum verschmilzt. Es ist ein Zustand absoluter Einheit, in dem alle Trennungen und Unterscheidungen verschwinden. Der Meditierende erfährt sein wahres Wesen jenseits des Egos und der dualistischen Vorstellungen. Samadhi ist ein Zustand tiefer Glückseligkeit und höchster Erkenntnis.
Die Acht Glieder des Yoga sind kein linearer Weg, sondern ein ineinandergreifendes System, das uns auf verschiedenen Ebenen transformiert. Sie helfen uns, unser Bewusstsein zu erweitern, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und letztendlich die höchste Realität zu erkennen.
Indem wir die Ethik und Moral des Yama praktizieren, unsere Disziplin und Selbstbeobachtung durch Niyama entwickeln, unseren Körper durch Asanas stärken, unseren Atem kontrollieren und unseren Geist konzentrieren, können wir schließlich den Zustand der Meditation (Dhyana) erreichen. In diesem Zustand öffnen sich die Tore zum Samadhi, der höchsten Erfahrung der Einheit mit dem Universum.
Wichtig sind eine regelmäßige und engagierte Praxis erfordern, sowie die Anleitung und Unterstützung eines qualifizierten Lehrers. Wenn wir uns auf diese transformative Reise begeben, können wir die wahre Essenz des Yoga entdecken und ein erfülltes Leben in Balance und Bewusstsein führen.
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