ABYHÂSA & VAIRÂGYA
- Claudia
- 2. Juli 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Mai 2024
Abhyāsa und Vairāgya sind zwei grundlegende Prinzipien im Yoga, die uns auf dem Weg der Selbsterkenntnis und des spirituellen Wachstums unterstützen. Abhyāsa bezieht sich auf die regelmäßige und beständige Praxis, während Vairāgya die Kunst der Nicht-Anhaftung und Losgelöstheit beschreibt. In den Abschnitten 1.12-16 der Yoga Sutras gibt Patanjali damit die konkrete Anweisung, wie man lernen kann die unruhigen Geistesbewegungen zu beherrschen und zu Ruhe und Gelassenheit zu finden.
abhyâsa = beharrliche Übung, Anstrengung, Enthusiasmus vairâgya = Nichtanhaften, Wunschlosigkeit, Losgelöstheit
Abhyāsa
Das Prinzip von "Abhyāsa" beschreibt die regelmäßige und beständige Yoga-Praxis. Abhyāsa kann als "kontinuierliche Übung" oder "ständige Wiederholung" aus dem Sanskrit übersetzt werden. Es ist die Hingabe und Disziplin, mit der man eine regelmäßige Praxis aufrechterhält, um Fortschritte auf dem yogischen Weg zu erzielen. Es erfordert Ausdauer und eine feste Absicht, etwas über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechtzuerhalten, unabhängig von äußeren Umständen oder Stimmungen. Durch konsequente und bewusste Wiederholung, sei es Asanas (körperliche Haltungen), Pranayama (Atemübungen) oder Meditation, wird der Geist geschult und der Körper gestärkt. Abhyāsa ermöglicht es uns, unsere Fähigkeiten zu entwickeln, Hindernisse zu überwinden und ein tieferes Verständnis zu entwickeln.
„Übung und Nichtanhaften führen zur Ruhe des Geistes.“
Patanjali, Yoga Sutra 1.12
Dabei geht es nicht um Ehrgeiz oder Leistungsdruck. Es geht nicht darum, perfekte körperliche Haltungen zu erreichen oder bestimmte Ziele zu verfolgen. Stattdessen geht es um eine authentische und mitfühlende Praxis, bei der man sich selbst beobachtet, die eigenen Grenzen respektiert und sich schrittweise weiterentwickelt. Abhyāsa hilft uns, Klarheit, Fokus, Stabilität und innere Ruhe zu etablieren und unterstützt uns dabei, bewusster zu werden, alte Gewohnheiten loszulassen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Vairâgya
"Vairāgya" beschreibt die Nicht-Anhaftung, Losgelöstheit oder Entsagung. Es ist eine innere Haltung, die darauf abzielt, sich von Anhaftung und Verlangen zu lösen und eine tiefere spirituelle Verbindung zu finden. Der Begriff "vairāgya" setzt sich aus zwei Teilen zusammen: "vair" bedeutet "Gegenteil" oder "Entgegengesetzt" und "āgya" bedeutet "Verhaftung" oder "Anhaftung". Es ist die Fähigkeit, sich von den ständigen Verlangen und Begierden zu distanzieren, die uns oft von unserem wahren Selbst und unserem spirituellen Wachstum ablenken. Es geht darum, eine innere Freiheit von den Bindungen der Sinnesbefriedigung, des Besitzes und der Identifikation mit vergänglichen Dingen zu erlangen.
Diese Nicht-Anhaftung bedeutet nicht, dass man die Welt oder die Erfahrungen des Lebens ablehnt, sondern dass man ihnen mit einer größeren Gelassenheit und einem erweiterten Bewusstsein begegnet. Vairāgya hilft dabei, das Ego zu transzendieren und eine tiefere Verbindung zur inneren Essenz und zum universellen Bewusstsein herzustellen.
Comments